Friedensruhe




Süss, selbst zu dieser frühen Stunde 
Platzt eine Birne in die Runde.
Sie hatte sich vom Baum entfernt,
Auf dass sie neues kennen lernt. 
Der Apfel sprach: „Wer kommt denn da?“
Dem Käfer war sie etwas nah,
Des Sommers letzte Rose blickte
Und windgewogen freundlich nickte
Der Hagebutte keckes Haupt:
„Wer hat denn dir den Schlaf geraubt?“
„Seit Tagen nagt tief in mir drinnen
Ein ungemein lebendig‘ Sinnen.
Nun ist mit klar, es ist mein Leben,
Zu neuen Ufern hin zu streben.
Verwirklicht sei mein Lebenstraum: 
Aus mir wird bald ein Apfelbaum!“



Der Käfer wich ein Stück beiseite
Ein Blatt der Rose sich befreite
Gerötet von Entrüstungs-Sturm
Der Apfel: „In Dir steckt der Wurm!“
„Wohl möge dies dir gut gelingen“
Liess Hagebutten Mund erklingen.
Nun Griff der Käfer nach dem Wort 
Und trug es von den anderen fort.
„Der Apfel ist schon rot genug,
Der Wurm der Birne viel zu ‚klug‘.
Gedanken formen viele Worte.
Doch nicht nur von der weisen Sorte.
Ich bin der Rose zugeneigt,
Die freundlich blickt und edel schweigt.“
So war der Welt der Ruhe Frieden 
In froher Stille wohl beschieden.

PL2020

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